Die IHK hat eine umfassende Befragung zur Digitalisierung des Deutschen Einzelhandels durchgeführt. Ein Ergebnis: von digitaler Beschilderung oder interaktiven Schaufenstern haben die meisten noch nie etwas gehört.
Das Weihnachtsgeschäft sendet an den stationären Handel eine unmissverständliche Botschaft: Die Konkurrenz durch die Online-Marktplätze wird immer erdrückender. Eine wachsende Zahl an Menschen ordert per Mausklick und lässt sich seine Päckchen nach Hause schicken. Schätzungen gehen von rund 30 Millionen Paketen mehr aus als noch im Vorjahr. Angesichts dieser Flut an Postsendungen sind Ausfahrer von Zustellbetrieben in diesen Zeiten in etwa so gesucht wie IT-Experten mit Sozialkompetenz.
Verursacht wird dieser Wandel von der Digitalisierung. Das Internet hat den Verbrauchern eine Vielzahl zusätzlicher Anbieter beschert, verbunden mit einer völlig neuen Angebots- und Preistransparenz. Zudem haben globale Marktplätze, allen voran Amazon, zu einer Verschiebung der Strukturen geführt. Allerdings hat die Omnipräsenz des Web auch eine verschobene Wahrnehmung zur Folge. Der E-Commerce spielt längst nicht die Erste Geige wie allenthalben vermutet. Nach wie vor dominiert im Deutschen Einzelhandel der stationäre Verkauf, wie eine aktuelle Studie der IHK unterstreicht, die vom ibi research an der Universität Regensburg durchgeführt wurde. Danach verkaufen 85 Prozent der befragten Händler in Deutschland ihre Ware noch stationär. Allerdings rechnen 24 Prozent damit, dass dieser Kanal in den kommenden fünf Jahren einen Umsatzrückgang in Kauf nehmen muss. Und 89 Prozent der Händler gehen davon aus, dass digitale Innovationen das Einkaufsverhalten ändern und demnach ein Umdenken des Einzelhandels verlangen.
Deutscher Einzelhandel: Facebook ist selbstverständlich
Dieses Umdenken hat in manchen Bereichen längst eingesetzt. In anderen muss es dazu erst noch kommen, wie die Studie belegt, die auf den Antworten von rund 8.000 Einzelhändlern beruht. Mehr als ein Drittel hat beispielsweise seinen Internetauftritt bereits mobil optimiert. Und ein geschäftliches Facebook-Profil ist für die meisten ebenfalls eine Selbstverständlichkeit. Doch die Hälfte der Händler hat noch nie etwas von Technologien wie einer digitalen Beschilderung oder interaktiven Schaufenstern gehört.
Dies lässt einerseits den Schluss zu, dass für digitale Screens im Handel noch ein enormes Wachstumspotenzial besteht – bislang sind sie nur ein zartes Pflänzchen. Andererseits zeigt die Untersuchung damit auch, dass aktuell noch viel Potenzial verschenkt wird. Denn, so fassen es die Studienautoren zusammen: Gerade jüngere Konsumenten unterscheiden nicht mehr zwischen Online- und Offline. Insofern stellt in dieser Omnichannel-Welt der stationäre Laden nur noch einen von vielen Touch Points dar. Umso wichtiger ist es, die Bedeutung des stationären Ladens zu betonen und dort die Kunden zu begeistern. Digitale Screens – und damit verbundene Trackingtechnologien und Datenanalysen könnten in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle übernehmen.