Adelsgruber: „Spannende Entwicklung”

Eva Adelsgruber ist seit beinahe zwei Jahrzehnten als Beraterin und Managerin in der Medien- und Telco-Industrie tätig. Sie startete ihre Karriere bei KPMG, betreute später Unternehmen wie Telefonica, Vodafone und Sky und führte zuletzt als CEO den DOOH-Vermarkter 7Screen der ProSiebenSat.1-Gruppe unter die Top 3 der digitalen Außenwerber. Wir wollten von ihr wissen, an welchen Themen sie jetzt gerade arbeitet.

Frau Adelsgruber, was machen Sie gerade?

Der Fokus meiner aktuellen Projekte liegt auf der Skalierung von Wachstumsfeldern großer Medien- und Telekommunikationskonzerne sowie Standortbetreibern digitaler Out of Home-Medien, beispielsweise Flughäfen. Dieses Wachstum erreiche ich durch gemeinsam mit dem Kunden entwickelte und umgesetzte Portfolioergänzungen und Maßnahmen im Marketing und Vertrieb. Die Aufrüstung der AdTech-Infrastruktur gehört aktuell auch dazu. Daneben engagiere ich mich bei unternehmerTUM / XPreneurs als Mentorin für Start-ups mit digitalen Produktlösungen, außerdem bin ich Gastdozentin an der Frankfurt School of Finance and Management am Lehrstuhl für Strategie.

Was ist derzeit Ihr spannendstes Projekt?

Adelsgruber: Mein spannendstes Projekt ist gerade die Optimierung der Vertriebskanäle für einen Konzern. Dies mache ich gemeinsam mit dem Digital Media Institute, DMI. Hierbei geht es unter anderem um Programmatic Inhouse Advertising auf Owned Media am Point of Sale, also POS. Oder einfach gesagt: um zielgruppengenaues, situationsbedingtes Targeting auf Screens in den eigenen Stores. Warum ist das so wichtig? Weil mehr als 65 Prozent der Kaufentscheidungen am POS getroffen werden! Deshalb nutzen wir in unseren Projekten Tracking-Technologien und Künstliche Intelligenz, um Marktforschungsdaten mit dynamischen Real-Time-Daten zu verknüpfen. Dazu gehören zum Beispiel Parameter wie die Anzahl der Personen, Zielgruppeneigenschaften wie Alter und Geschlecht, Standort, Wetter, Saison, Events oder Uhrzeit. Dadurch gelingt es, relevantere Botschaften zu senden, Streuverluste zu reduzieren und die Konversionsrate und damit den Umsatz wesentlich zu steigern – also zielgruppengenaue Ansprache standortbasiert kombiniert mit individuellen Botschaften. So kann beispielsweise der Shop-Besitzer in München seine Zielgruppe von Studenten mit einem Studenten-Tarif-Angebot ansprechen, das an eine Freikarte für ein Spiel des FC Bayern am Nachmittag gekoppelt ist. Der Shop in Dresden hätte da sicher andere Prioritäten in der Kommunikation…

Ist der Markt denn dafür vorbereitet?

Adelsgruber: Wenn man immer darauf wartet, bis ein ganzer Markt auf etwas vorbereitet ist, kann man Trends nicht mitgestalten und an deren Wachstum partizipieren. Mir ist es wichtig, proaktiv im Markt Trends mitzugestalten und somit am Wachstum zu partizipieren. Letztendlich geht es darum, mit unseren Maßnahmen effizienter und relevanter zu kommunizieren. Und das nicht nur vor dem PC, Handy oder mit Addressable TV, sondern auch Out of Home. Die Technologien dafür gibt es jedenfalls. Verglichen mit dem Ausland ist der digitale Anteil von bisher unter 30 Prozent der OOH-Flächen bei uns zwar immer noch kosmetisch, doch nun bauen auch die Marktführer Ströer und Wall Decaux ihre digitalen Flächen stetig aus, Goldbach ebenso, und investieren mehr und mehr in AdTech. Ferner gibt es bereits einige Anwendungsbeispiele von datengetriebenen OOH-Kampagnen auf dem Markt, beispielsweise von Lufthansa, Google oder Bahlsen. Andere wiederum nutzen die dynamische regionale Mediaplanung, um Filialumsätze durch den Einsatz von mit KI ausgestatteten Werbeträgern zu steuern. Grundsätzlich sind wir hier jedoch noch im Anfangsstadium. Aber wenn die Player und das DMI weiter diese Mediagattung entwickeln und zudem die Kreativagenturen bei der Konzeption von Kampagnen diese Möglichkeiten mit berücksichtigen, sehe ich eine sehr spannende Entwicklung vor uns.

Welche weiteren Pläne haben Sie?

Adelsgruber: Mir ist es wichtig, etwas bewegen zu können. Ich unterstütze Unternehmen dabei, sie in eine neue Wachstumsphase zu führen – das macht mir Spaß. Und das in dem dynamischen Umfeld der Medienkonzerne, Vermarkter und Telkos. Dazu gehört auch die Thematik „relevantere Out of Home-Kommunikation“ mit einem transparenteren und effizienteren Einsatz der Mediabudgets. Dabei helfen mir Kontakte und langjährige, vertrauensvolle Beziehungen. Mit den Start-ups geht es ebenfalls weiter – ich freue mich schon wieder darauf, die smarten, agilen Teams weiter zu begleiten, und die Herausforderungen des Marktangangs anzupacken. Mich fasziniert, wie Sie für Ihre Lösungen brennen.

Was machen Sie als Ausgleich zu diesem beruflichen Engagement?

Adelsgruber: Ich liebe Bewegung und Abwechslung. Neben Reisen nimmt Sport einen Großteil meiner Freizeit ein. An den Wochenenden geht es mit meinem Freund auf dem Mountainbike die Berge hoch. Ein ganz normaler Isar Run hat für mich ebenfalls Charme. Und wenn’s mal weniger aktiv sein soll, genieße ich die Auszeit gern und intensiv mit Familie und Freunden gemütlich – ganz analog – im Biergarten.

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