Die Musikerkennungssoftware Shazam zählt zu den Hits unter den Apps. Künftig geht es aber nicht mehr nur um Audiosignale. Die App erkennt auch Plakatmotive und könnte dem User damit auch Augmented-Reality-Welten auf das Smartphone liefern.
Es gibt nur wenige Apps, die zum Pflichtprogramm auf dem Smartphone zählen: Shazam gehört dazu. Die App analysiert Audiosequenzen und liefert in Sekundenschnelle detaillierte Angaben zu Musikstücken. Wer beispielsweise einen Song, der gerade im Radio zu hören ist, „shazamt“, erhält detaillierte Angaben zu Titel, Interpret und weiterführende Links zu Plattformen wie Spotify oder Apple Music – und natürlich auch Werbung. Weltweit über eine Milliarde Mal wurde die App inzwischen heruntergeladen, allein in Deutschland werden via Shazam über eine Million Songs am Tag identifiziert.
Jetzt hat Shazam auch in Berlin ein Büro eröffnet. Hintergrund ist das Bestreben, sich abseits der Musikerkennung neue Geschäftsfelder zu erschließen. Im April vorigen Jahres wurde dazu die Initiative „Shazam für Brands“ gegründet. Ein Ergebnis ist „Visual Shazam“, eine weitere Entwicklungsstufe der App. Denn damit werden nicht mehr nur Audiosignale, sondern auch physikalische Objekte wie Produkte oder Werbeposter erkannt. Voraussetzung dafür ist, dass der Gegenstand mit einem entsprechenden Code versehen ist. Der User muss nur sein Smartphone auf das Objekt halten – Shazam liefert dann weiterführende Infos auf das Handy.
Damit positioniert sich die App als simple Alternative zu den gängigen QR-Code-Scannern und könnte damit auch in Out of Home Bereich ein interessanter Partner werden. Bereits Ende vergangenen Jahres experimentierte BMW in Österreich mit Visual Shazam. Die Automarke setze eine sogenannte „Visual-Recognition-Kampagne“ um. Auf City Light Poster wurde der BMW X3 beworben, wobei die Plakate nicht nur das Bild des Sportwagens, sondern auch ein Shazam Logo zeigten. Wer das Motiv mit der App screente, erhielt Zusatzinfos zum X3 sowie die Möglichkeit, eine Probefahrt zu buchen (Agenturen: Initiative Media, Yoc AG).
In Deutschland testete kürzlich die Nürnberger Versicherung die Möglichkeit, eine Out of Home Kampagne mit Shazam auf die Smartphones zu verlängern. Auf den Plakatmotiven präsentierten sich Kundenberater von ihrer persönlichen Seite und erzählten von ihren Hobbys. Wer die Poster shazamte, konnte direkt mit den Beratern in Kontakt treten. Nach Angaben von Shazam habe man mit Kunden wie Adidas, H&M, Zalando, Ecco oder Otto weitere Kampagnen umgesetzt. Bislang vermarktete Ströer unter dem Label „Shazam Connect“ das Angebot im Out of Home Bereich, derzeit ist allerdings unklar, ob dieses Vermarktungsmandat noch weitergeführt wird.
Shazam selbst sieht den Markteintritt jedenfalls optimistisch. Erstens verfüge man über hochwertige Data Insights, die sich aus der Nutzung der App und dem User-Verhalten ableiten lassen. Und dann hofft man auf die Faszination der gerade fertig gestellten Augmented-Reality-Lösung. Denn damit können zu Produkten, POS-Materialen, Anzeigen, – aber eben auch Plakaten – aufwändige Animationen, Mini-Games oder 360-Grad-Videos aufs Smartphone geliefert werden. Das habe auf dem Markt viel positives Feedback ausgelöst, so Giovanni Bossio, Manager bei Shazam in London. Man rechne deshalb damit, dass dies dem Unternehmen nun ein weiteres Wachstum beschere. Das Büro in Berlin soll dazu beitragen.