Google rüstet sich für den deutschen DOOH-Markt

Google, Blockchain, DSGVO – Herausforderungen für DOOH gibt es derzeit genügend. Das wurde auf dem DMI-Treffen in Hamburg deutlich. Mit Google steht ein neuer Wettbewerber in den Startlöchern, die Blockchain verändert die Spielregeln und die DSGVO wirkt sich unmittelbar auf die Branche aus.

Bekanntlich ist es ja leichter, eintausend Jahre zurück zu blicken als fünf vorwärts. Meinte jedenfalls der amerikanische Science Fiction –Autor Edward Bellamy. Und wer dem vergangenen DMI-Treffen in Hamburg beiwohnte, kommt zu dem Schluss: Da könnte etwas daran sein. Denn was gerade alles auf uns zu rollt, ist in seinen Auswirkungen ungefähr so schwer einzuschätzen, wie die Frage, ob der HSV nun den Klassenerhalt schafft oder nicht. Also praktisch gar nicht. Doch weil die Augen vor der Zukunft zu verschließen eben auch keine Lösung ist, tun Inspiration, Gedankenanstöße und neue Perspektiven not. Das DMI-Treffen lieferte einige:

Beispiel Blockchain: Wie sehr diese neue Technologie ganze Branchen wie etwa die Musikindustrie auf links dreht, weil sie die Intermediäre – in diesem Fall also die Musik-Multis ausschaltet – machte Andreas Wagner klar, Creative Director der Agentur thjnk. Aber was heißt das genau für unsere Media-Branche? Nach Meinung von „Mr. Media“ Thomas Koch markiert Blockchain das Ende der Mediaagenturen, weil Media-Schaltungen rechts- und fälschungssicher direkt zwischen Unternehmen und Publisher abgewickelt werden können. Und tatsächlich arbeiten Konzerne wie Unilever ja schon an entsprechenden Lösungen. Doch bedeutet dies zwingend das Ende der Mediaagenturen, die als Zwischenhändler in dieser Wertschöpfungskette stehen? Nicht unbedingt, machte die anschließende Diskussion klar. Wenn Mediaagenturen es schaffen, selbst entsprechende Blockchain-Lösungen anzubieten, könnten sie sogar der Gewinner der neuen Technologie sein. Also: Das Spiel, wer hier profitiert und wer nicht, ist noch völlig offen.

Beispiel eigene Positionierung:  Der eigenen Branche las Udo Schendel, Geschäftsführer bei Jost von Brandis, die Leviten: Mehr Selbstbewusstsein, ein schärfer geschliffener USP, größere Eindeutigkeit und Aktualität bei den Stammdaten und mehr Cases, die die Wirksamkeit von DOOH untermauern – das waren seine zentralen Forderungen. Ein Weckruf für die Branche

Beispiel neue Mitbewerber: Google-Manager Mark Grady präsentierte mit Chrome Enterprise eine neue cloudbasierte Lösung, mit der Daten schnell und völlig unkompliziert ohne großes technisches Set Up auf zahlreiche Bildschirme übertragen werden können. Kurzum: ein neuer Service für DOOH. Doch tatsächlich, da waren sich viele der Anwesenden schnell einig, markiert dies den Einstieg von Google nicht nur in den deutschen Digital Signage- sondern auch in den DOOH-Markt. Das Kalkül könnte sein, einzelne Netze als Kooperationspartner zu gewinnen, um hierzulande im Markt rasch Reichweite aufzubauen. Die bisher eher mittelständisch geprägte Branche würde also mittelfristig  einem gigantischen Konkurrenten gegenüber stehen. Wie sich der Markt dann sortiert – völlig unklar.

Beispiel Rechtssicherheit: Das Bürokratiemonster DSGVO breitet sich in  Deutschland aus – und es betrifft eben auch die DOOH-Branche. Nämlich immer dann, wenn personenbezogene Daten ins Spiel kommen – etwa bei der Gesichtserkennung (schon die Zuordnung des Geschlechts gilt als personenbezogen) und bei der Nutzung von Wifi-Daten. Das verdeutlichte Alexander von der Geest, COO bei  AddApptr. Drohen jetzt also wirklich drakonische Strafen, sofern die neuen Gesetze nicht sofort in Gänze eingehalten werden? Der Jurist sieht’s – zumindest im ersten Schritt – eher pragmatisch. Da eine einheitliche Rechtssprechung noch komplett fehle, sei erst einmal der Nachweis wichtig: also belegen zu können, dass man alles dafür getan habe, die Bestimmungen umzusetzen – so wie man sie verstanden bzw. interpretiert habe. Das funktioniert ab da ähnlich wie beim TÜV: zunächst einmal bekämen Unternehmen wohl die Chance der Nachbesserung. Erst danach drohen Bußgelder.

Also: Mögen die Herausforderungen von morgen auch gewaltig erscheinen, eine Lösung in kleinen Schritten ist immer drin.

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